Gerüstbau - ganz nah & ehrlich

01.12.2020

Der Wecker klingelte um 4:45 Uhr und obwohl ich ein Frühaufsteher bin, ist diese Uhrzeit doch eher ungewöhnlich für mich. Heute geht es auf die Baustelle, sagte ich mir. Auf geht´s! Schon lange hatte ich vor, ein kleines Praktikum bei einem Gerüstbauunternehmen zu machen und bekam jetzt tatsächlich die Chance, einen Tag bei der Firma Hander Gerüstbau zu verbringen. Doch nicht nur das Mitarbeiten wollte ich erleben. Ich wollte wissen, wie steht das Unternehmen zur Arbeitssicherheit, welche Maßnahmen werden ergriffen, um die Arbeitssicherheit zu gewährleisten und vor allem, was halten die Gerüstbauer von der TRBS 2121.

„Wo ist eigentlich mein Kaffee?“

Am Lager angekommen, wurde mein Team und ich ganz herzlich von den beiden Geschäftsinhabern und Brüdern Eugen und Augustin Hander begrüßt. Ich war überrascht, welchen Umtrieb es am Lager gegeben hatte. Über 30 Mann und 4 Stapler fuhren, räumten, packten und luden die verschiedenen Fahrzeuge auf dem Hof. Es war ganz schön was los. Ich wurde in das Bürogebäude im 1. Stock begleitet und dort lernte ich Robin Hander kennen, den Sohn von Augustin und Juniorchef. Nach ein wenig „Smalltalk“ ging es auch gleich an die Arbeit.

Das Planen und Organisieren im Gerüstbau

Ich erfuhr, dass wir am heutigen Tag mit Robin und seiner sechsköpfigen Kolonne zur Heiligen Sieben Brüder Kirche nach Unterrieden fahren. Doch bevor es losgeht, müssen noch die LKWs geladen werden und das Tagesziel bzw. der Tagesablauf mit den Vorarbeitern abgesprochen werden. Gerade als Robin mir das sagte, kam auch schon Paul (Vorarbeiter) zur Tür rein. Die Beiden besprachen die Ladelisten und den Aufbau des Gerüstes in der Kirche durch. Nach dem Beladen von zwei LKWs und eines Sprinters fuhren wir dann Richtung Allgäu.

Kirchengerüst der Firma Hander Gerüstbau

Jetzt aber Zack Zack

In Unterrieden angekommen, legten die Jungs gleich Helme, Handschuhe und die PSAgA (Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz) an. Wie mir in der Früh schon erklärt wurde, werden die Arbeitskleidung, die Sicherheitsschuhe und die PSAgA von der Firma Hander Gerüstbau zur Verfügung gestellt. Robin erklärte mir außerdem, dass wir den Kirchenboden erst einmal mit Schalungstafeln und Vlies auslegen, damit er unversehrt bleibt. Gesagt, getan. Die Jungs wissen genau, was zu tun ist und so sitzt auch jeder Handgriff ganz genau.

Parallel mit dem Entladen der LKW wurden auch schon die ersten Gerüstfelder aufgestellt. Wegen der Vielzahl an heiligen Figuren an den Innenwänden der Kirche, betrug der Wandabstand über 70 cm und somit musste auf beiden Seiten mit einem MSG (Montagesicherungsgeländer) und mit dem PSAgA gearbeitet werden. Die Blizzard S70 Montagesicherungsgeländer wurden von uns, Rolle Gerüstvertrieb e.K, für die Aufnahmen und auch zum Testen bereitgestellt.

Kirchengerüst der Firma Hander Gerüstbau und MSG von Blizzard

Fragen über Fragen

So schnell konnten wir gar nicht schauen und schon war Mittagspause. Die Jungs und auch mein Team haben sich in die Sonne gesetzt und es wurde erst einmal gestärkt. Auch ich hatte Hunger, da das doch sehr frühe Aufstehen eher ungewöhnlich für meinen Magen war.

Nach dem Essen sind wir dann langsam ins Gespräch gekommen und ich fragte einfach wild in die Runde, was von der TRBS 2121 gehalten wird. „Die Grundsätze sind auf jeden Fall sehr gut, nur das große Problem ist einfach, dass die notwendigen Kontrollen nicht gegeben sind und dadurch halten sich auch viele Unternehmen nicht daran“ - so Robin. „Des Weiteren ist das Problem mit der Logistik und der doch sehr hohe Arbeitsaufwand, der ungefähr bei 40% liegt.“ Ich war überrascht, dass der Arbeitsaufwand tatsächlich so hoch war. Robin sagte darüber hinaus noch, dass natürlich auch alles mit Kosten verbunden ist, die selbstverständlich ja auch auf den Endkunden ausgelegt werden müssen. Leider machen das nicht alle Gerüstbauer so und somit ist das ein Problem mit der Konkurrenzfähigkeit.

Langsam tauten auch die anderen Jungs auf und wollten ihre Meinung zur Arbeitssicherheit mitteilen. Paul meinte beispielsweise: „Wenn man in der Früh ein Ziel vor Augen hat, das man schaffen will, wird man schnell in der Realität zurückgeworfen, weil das MSG die Tagesleistung so nicht mehr hergibt. Es ist eben alles Gewohnheitssache“.

Ich fragte in die Runde, ob die Jungs eine Alternative oder eine eigene Idee hätten, die den Gerüstbau sicherer und TRBS 2121-konform machen würde und darauf antwortete Marco: „Ich finde, dass die PSAgA vollkommen ausreicht. Die PSAgA legst du an und hast sie immer dabei. Sie stört dich in den meisten Fällen nicht und du hast es auch immer im Fahrzeug mit dabei. Das MSG vergisst man teilweise mitzunehmen oder gerade in unseren Fällen (Kirchengerüstbau) ist es oft gar nicht einsetzbar.“

Auch ich wurde gefragt, was meine Meinung ist und was ich vom MSG halte. Die Arbeitssicherheit ist das A und O im Gerüstbau, denn ein toter Mann ist Einer zu viel. Und doch bin auch ich der Meinung, dass die PSAgA teilweise ausreicht. Was das Thema MSG angeht, bin ich zwiegespalten. Einerseits finde ich es gut und andererseits in manchen Situationen unnötig oder gar nicht praktisch umsetzbar. Ich bin aber auch kein Gerüstbauer und auch mit diesem Thema nicht tagtäglich konfrontiert. Gewünscht wird auf jeden Fall ein handliches und leichtes MSG, so die Hander Jungs. Leider ist es fast gar nicht machbar, diese Wünsche in Form von einem Bauteil zu konstruieren.

Und täglich grüßt Corona

Zum Abschluss fragte ich Robin, wie weit Corona das Unternehmen getroffen hat und war nicht überrascht zu hören, dass besonders in der Baubranche keine Einschränkungen zu bemerken waren. Man merkte eher ein Auftrags- sowie Umsatzplus statt Minus. Für die nächsten 2 Jahre seien die Auftragsbücher eigentlich so gut wie voll. Mit diesem Satz war dann auch die Mittagspause zu Ende und die Jungs gaben nochmal Gas.

Und jetzt noch ein Feierabendbierchen 

Um 17.30 Uhr rollte dann auch der letzte LKW auf den Platz in Gundelfingen und ich wartete bereits mit meinem Team und zwei Kisten Bier im Aufenthaltsraum auf das Team. Zum Abschluss genehmigten wir uns noch ein Bierchen und dann hieß es erst einmal „Gute Nacht“. Ich habe viel erlebt und viel gesehen. Doch vor allem war ich glücklich über die sehr ehrliche Meinung echter Gerüstbauer.

Autorenbox

Elena Burgardt ist eine erfahrene Expertin im Bereich Gerüstbau und Sicherheit. Sie verfügt über umfangreiches Wissen in der Planung, Konstruktion und Inspektion von Gerüsten für verschiedene Anwendungen. Elena teilt ihr Fachwissen gerne durch das Schreiben informativer Artikel und Beiträge im Bereich Gerüst. Sie ist bestrebt, Lesern fundierte Informationen und nützliche Ratschläge zu bieten, um die richtigen Entscheidungen bei Gerüstprojekten zu treffen und die Sicherheit zu gewährleisten.

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